Dieser Blogbeitrag wird der Auftakt zu einer Reihe, wo wir Ihnen möglichst einfach und praxisbezogen betriebswirtschaftliches Wissen vermitteln möchten. Wir haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass es als Inhaber eines Unternehmens, beim ständigen Alltagsstress im Tagesgeschäft, nicht immer leicht ist, sich darauf zu konzentrieren, AM Unternehmen zu arbeiten und nicht IN ihm!

Wir starten diese Reihe mit einem Begriff, der von vielen Handwerkern leider oft vernachlässigt wird, weil er eigentlich nur am Ende eines Geschäftsjahres überhaupt in Zahlen erfasst werden kann.

Aber worum geht es?

Wahrscheinlich haben Sie beim Durchstöbern diverser Fachzeitschriften schon einmal den Begriff der "Kapitalbindung" gehört, konnten sich dumpf an Ihre Ausbildung oder die Meisterschule erinnern und dabei entsprechende Vorstellungen gehabt, was der Begriff eigentlich bedeutet. Prinzipiell sagt der Begriff erst einmal nichts anderes aus, dass hier Kapital nicht unmittelbar zur Verfügung steht, weil es in Vermögensgegenständen gebunden ist und damit vom Unternehmer nicht verwendet werden kann.

So weit so selbstverständlich, doch warum ist die Kapitalbindung für Sie als Unternehmer von so großer Bedeutung? 

Hauptproblem ist, dass Ihnen bei zu hoher Kapitalbindung die Liquidität fehlt, die Sie vielleicht hin und wieder zeitnah benötigen würden, um lukrative Projekte realisieren zu können. D.h. Sie müssen den Weg über Ihre Bank gehen, die Vermögensgegenstände beleihen, was dann wieder zu Zinsen führt, die den realen Gewinn von Projekten einschränken. Daher ist es hilfreich, genügend Eigenkapital zur freien Verfügung zu haben, damit im Fall einer Investition wenig oder kein zusätzliches Fremdkapital aufgenommen werden muss. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich das gebundene Kapital in abnutzbaren Anlagevermögen reduziert. Als einleuchtendes Beispiel dienen hier Produktionsmaschinen, die im Laufe der Jahre an Wert durch Abnutzung verlieren, was sich in den sog. "Abschreibungen" wiederfindet. 

Um hier die Kapitalbindung zu vermeiden arbeitet man mit Leasing- oder Mietverträgen.

Viel wichtiger für Sie als Inhaber eines mittelständischen Handwerksbetriebs, ist das gebundene Kapital im Umlaufvermögen. Hierzu zählen im wesentlichen zwei Bereiche: Offene Forderungen gegenüber Kunden und Lagerbestände. Und hier wird es spannend, weil es hier enormes Optimierungspotential bei einer Vielzahl von klein- und mittelständischen Handwerksbetrieben gibt. Zum einen können Sie durch die Einführung eines standardisierten Rechnungs- und Mahnlaufes wahnsinnig viel erreichen. Hand aufs Herz: wie viel kleinere Rechnungen bei Regie- und Servicearbeiten fallen gerne mal unter den Tisch oder wie lange warten Sie bei Großaufträgen auf ihr Geld? Hier können Sie mit relativ kleinen Veränderungen, wie dem Einführen eines EDV- gestützten, automatisierten Mahnwesens, oder der vorherigen Bonitätsprüfung Ihrer Kunden einen enormen Effekt erzielen. Oder Sie arbeiten mit einer Factoringgesellschaft zusammen, wenn es um größere Aufträge geht. Oftmals ist die gezahlte Gebühr ein geringer Preis dafür, nicht monatelang auf sein Geld warten zu müssen. 

Eine weitere große Baustelle ist das gebundene Kapital in Ihrem Lager. Hier gilt die simple Regel: je größer der Lagerbestand, desto höher die Kapitalbindungskosten. Egal ob es sich um Rohmaterialen, Erzeugnisse oder Montagematerial handelt - die Lagerung dieser Materialien kostet Platz und bindet Geld. 

Um die Kapitalbindung zu vermeiden, wird vor allem in Produktionsbetrieben auf eine Just-in-Time [JiT] umgestellt, wo nur nach Bedarf, sprich projektbezogen die benötigten Materialien eingekauft werden und somit ein großes Lager vermieden werden kann. Das Problem hierbei ist, dass dies im Handwerk leider nicht immer möglich ist, da die Aufträge einen hohen Grad von Individualisierung und Flexibilität erfordern. Es ist ärgerlich zu einer Baustelle zu fahren und vor Ort festzustellen, dass spezielle Klemmen oder der Isolierschaum nicht ausreicht, um weitermachen zu können. Und noch ärgerlicher ist es, wenn diese Komponenten nicht im Lager vorhanden sind und die regionalen Großhändler abgeklappert werden müssen. 

Personal ist heutzutage eben viel teurer als Material. Die verlorene Zeit und die damit verbundenen Personalkosten sind eines der Hauptprobleme der meisten Handwerksbetriebe heutzutage. Das andere Extrem dieser Problematik besteht darin, wenn die Mitarbeiter sich in einem gigantischen Lager totverwalten und dem Unternehmen durch die enormen Kosten dann über die Zeit die finanziellen Mittel ausgehen. Daher ist es wichtig, einen gesunden Mittelweg zu finden, zwischen Verfügbarkeit, Organisation und Kapitalbindung. 

Hierzu gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, bei denen auch orgacalc mit seinen Modul "Warenwirtschaft" ein mächtiges Instrument bietet. Wir werden in den kommenden Blogeinträgen die nächsten Monate einige Möglichkeiten hierzu präsentieren. Bleiben Sie uns also gewogen. 

Besonders Neugierigen legen wir schon einmal unser Webinar "Kapitalbindung vermeiden - Warenwirtschaft mit orgacalc" ans Herz.